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MATCHES

Eine interdisziplinäre Ausstellung vom 22.Februar–21.März 2020 in der a&o Kunsthalle, Brandenburger Str. 2 in Leipzig, mit 15 Positionen von KünstlerInnen des BLECH. / Raum für Kunst Halle e.V.

KünstlerInnen:

Julius Anger, Charlotte Antony, Julia Eichler, Mattes Fischer, Simon Kießler, Susanne Henny Kolp, Julia Kunde, Christoph Liedtke, Therese LippoldKatja Neubert, Lasse Pook, Franz Rentsch, Hanna Sass, Paula Schneider und Sylvie Viain

Ansicht auf Arbeiten von Franz Rentsch, Julia Eichler und Susanne Henny Kolp; Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

In der Kunstausstellung MATCHES prallen Gegenüberstellungen in jeder denkbaren Spielart multimedial aufeinander. Als gespaltene Person, Paar oder im Kollektiv eröffnen sich Spielfelder von Rivalität über Gegenpol bis Super-Match. Die Ausstellung thematisiert, wie sich KünstlerIn und Material, KünstlerIn und Thema oder KünstlerIn & KünstlerIn als Pole gegenüberstehen und befruchtend aneinander abarbeiten. Kräfte reizen und steigern sich gegenseitig zu Höherem.

MATCHES zeigt die Wechselwirkungen kreativer Prozesse durch Affinität und Abstoßung, Durchmischung verschiedener Charaktere, Materialien, Oberflächen und Inhalte. Das Hin und Her von Formen wird angeregt, das Werk und das Ringen der Formen beginnen sich abzulagern und bildend zu sein. 

Wir exerzieren und zelebrieren in dieser Ausstellung das Aufeinanderprallen, sich Finden und Gewinnen, das Verlieren, Sympathie und Symbiose – Falter und Orchidee. Das Streiten und Diskutieren, vor allem in Ergänzung und lustvollem Zusammenspiel sind unser Werden.

Foto: Gustav Franz

FRANZ RENTSCH

„Memory 1-12“ von Franz Rentsch;Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

Memory 1-12

2020, Öl auf Leinwand, je 12 x 90 x 120 cm

Die Bildserie Memory zeigt den Prozess einer Malerei und die Variation ihrer Möglichkeiten. Eine spielerische Auseinandersetzung mit den malerischen Entscheidungen des Künstlers. Paare und ihre Möglichkeiten sind: Korrekturzwecke, Neuanordnung von Kompositionen, inhaltliche Reihung, Gegenüberstellung, Form und Farbfindung, Abstraktionsprozesse oder schlicht die Motivsuche.

THERESE LIPPOLD

Performance „tok tokk aggar“ von Therese Lippold, Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

tok tokk aggar

Unter dem Papierschirmchen fließen Bäche dahin. Kein Kopf bleibt auf dem anderen – wo Stein war kann auch Wabber sein.

LASSE POOK

Detailaufnahme „Wir hängen“ von Lasse Pook; Foto: Gustav Franz

Arbeiten v.l.n.r.: Mattes Fischer, Julia Eichler, Hanna Sass, Paula Schneider, Lasse Pook und Katja Neubert; Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

Wir hängen

2020, Stahl, 300 x 150 x 0,1 cm / 36 kg, 13 x 14 x 20 cm / 30 kg

„Da sehnte er sich unwiderstehlich, wenn auch unbestimmt, nach einer gewaltigen Musik, nach einem riesigen Lärm, einem schönen und fröhlichen Krach, der alles umarmte, überflutete und betäubte.“ (Kundera)

Das Blech ist ein Idiophon. Ist es also sein Schall? Und mein Schall, dein Schall? Wenn du mir deine Wärme gibst, ist dir dann kalt? Ist deine Delle meine Beule? VORSICHT! WIR HÄNGEN. ZUSAMMEN.

PAULA SCHNEIDER

„zukünftiges Wissen“ von Paula Schneider; Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

zukünftiges Wissen

2020, Siebdruck dreifarbig, Aktenordner, Acrylglas, Stahlblech, 64 x 32 cm

Die rosa Karte könnte ebenso gelb sein oder blau, ein zartes grün oder weiß liniert. Alle sind sie ein Platzhalter für Wissen, dass in der Zukunft angeeignet wird. Präsentiert in einem Aktenordner wird es zu einem Paradoxon.

CHARLOTTE ANTONY

speichern_1 /Zeichnung“ von Charlotte Antony; Foto: Gustav Franz

speichern_1 /Zeichnung

2019, Graphit auf Papier, Unterkonstruktion, 105 x 175 x 9 cm

___________ (Becken 1); Foto: Gustav Franz

___________ (Becken 1)

2019, Alumium, Stahl, Wasser, Lack,150 x 50 x 35 cm

Alle Arbeiten eint ein Interesse für das gesellschaftliche Bestreben nach Kontrolle und Optimierung und dessen Einfluss auf menschliches Verhalten. Charlotte Antony provoziert in ihren Zeichnungen, Objekten und Installationen ein Aushalten von ambivalenten Zuständen in klarer, funktionaler Ästhetik und reizt offen assoziierte Konstellationen aus, die eine innere Logik aufweisen, aber sich eindeutigen Versprachlichungen entziehen.

JULIUS ANGER

„every escape is a theory“ von Julius Anger; Foto: Gustav Franz

every escape is a theory

2020, Video- und Rauminstallation

Der Ausgang einer jeden Bewegung des Ichs ist eine Rückkopplung zu seiner Geschichte. Hierbei ermöglicht die Anwendung von Wiederholung ein noch nicht definiertes Anwachsen, welches aus dem Zwang der Vorwärtsbewegung der Zeit eine Sinnhaftigkeit in dem Gefüge eines Charakters schöpft. Doch bleibt jeder Ausweg und jede Flucht aus diesem Ich eine Theorie, jede Freiheit bleibt in Abhängigkeit zur Physiologie und Psyche des Ichs und ist gezwungen seine Umstände zu unterhalten. 

Die passiven Taktiken und Vorgänge der Lebenserhaltung eines Ichs erlangen durch Einspeisung und Abspeicherung ihre wahrhafte Unwiederbringlichkeit. Dadurch wird ersichtlich, dass der Vorgang des Pulsschlags keine sich wiederholende Mechanik ist, sondern eine Geste des Anwachsens und des Fortfahrens. Auf dem Weg der Wiederverbindung einer psychologischen Projektion zu ihrem Ursprung vollzieht die Erkenntnis in einer rückwärts-Bewegung die Voraussetzung für die Befreiung. 

Die Geste der Rückverfolgung ersetzt hierbei die der Wiederholung und verweist sie in ihre tatsächliche Einmaligkeit zurück. Die Übertragung und Beziehung dieser akzeptierenden Methodik erschafft die Möglichkeit einer freien Praxis und gibt Anlass zur Hoffnung auf ein unwiederbringliches Anwachsen in eine ungewisse Zukunft herein.

JULIA KUNDE

„explaining a performance“ von Julia Kunde; Foto: Gustav Franz

Explaining a performance

Es handelt sich nicht um keine Performance und mit Worten ist sie nicht zu erklären. So viel ist zu sagen: Sie findet in drei verschiedenen Räumen statt: in einem kleinen engen, einem großen weiten und einem normalen geordneten. Was denkst du?

SUSANNE HENNY KOLP

„wingman“ + „solid wave“ von Susanne Henny Kolp; Foto: Gustav Franz

wingman + solid wave

2019, Öl- und Acrylfarbe auf Leinwand, je 165 x 135 cm

Zwei Seiten der Medaille liegen hier auf einer Fläche, ob sie deswegen gleichzeitig erfassbar sind? Als Paar vertreten lösen sich Bilder aus dem Stillstand. Zustand und Grund, Empfänger und Sender oder Aktion und Reaktion reagieren als Prozess im Rezipienten und werden Zeit über die Begegnung hinaus.

CHRISTOPH LIEDTKE

Foto: Gustav Franz
Omo August 
ist ein musikalischer Kunstfilm über die transzendente Kraft des Wassers.

Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

Tzimtzum

2016/2017,Keramik, Papier, Leim, Karton, Wachs, verschiedenen Größen

Zentrales Motiv ist eine ontologische Befragung dessen, was wir als Form wahrnehmen, hin zu einer Relativierung dieses Phänomens und Begriffes. Die Plastiken thematisieren diese Freiheit der Form bis an ihre Grenzen der Materialität und ihrer Auflösung.

KATJA NEUBERT

Ausstellungsansicht auf „encapsulated“ von Katja Neubert; Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

encapsulated

2019/2020, Gips, Wachs, verschiedene Größen

Das Fremde bildet die Voraussetzung für das Eigene. Fülle entsteht gerade durch eine eingekapselte Form bzw. durch die bedeutungsschwangere Leere, die in der Form zurückbleibt, ihrem Inneren Kontur verleiht. Die eine Form wird zur Bedingung für die andere. Wie gelingt es, die klassischen Dichotomien zwischen Innen und Außen, Selbst und Anderen, Eigenem und Fremden aufzulösen? Ein Dialog zwischen entgegengesetzten, sich jedoch ergänzenden Kategorien.

MATTES FISCHER

Im Vordergrund eine Arbeit von Christoph Liedtke, im Hintergrund Mattes Fischer; Foto: Gustav Franz

Eine Arbeit von Mattes Fischer; Foto: Gustav Franz

Irgendwo zwischen der Tür

2019

„Grenzwelten am Hauchfeinen und Tiefdunklen hin zum Entschwinden, zwischen Realität und Einbildung ergründet Mattes Fischer in seinen Grafiken mittels Fäden und Fugen, wässrig bis fest, durchwirkt von Geistern und anderen Wesen.

Die Bilder erweitert der Künstler mit eigenen Texten und Klavierkompositionen.“


Mattes Fischer performed zur Eröffnung am Klavier; Foto: Gustav Franz

SYLVIE VIAIN

Raumansicht, im Vordergrund „The sound of coloured stones“ von Sylvie Viain; Foto: Gustav Franz

The sound of coloured stones

2020, Mixed Media/ Installation

The sound of coloured stones beruht auf der Vorstellung, dass sich Farben in Töne übersetzen lassen. Jede Tonhöhe entspricht einem Farbton, sowie Geräusche aller Art jeglichen Zwischentönen. In dieser Vorstellung wird ein Kreis aus farbigen Steinen repetetive Musik, in dem die Künstlerin blind improvisiert. Die Grenzen zwischen den Wahrnehmungsebenen sind gelöst und in der Zwischenzone beginnt das Spiel.

Sylvie Viain; Foto: Gustav Franz

SIMON KIEßLER

Simon Kiesslers Arbeit „we don´t need no education“ in Aktion; Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

We don‘t need no education 

2019, Malbagger, Bürostuhl, Stahl, 60 x 90 x 180 Acrylfarbe, Papier, 48 x 34cm, 12 von 25 Portraits gerahmt

Es sieht so aus als hätte das Nachfolgeprojekt von we don‘t need no education die technische Voraussetzung geschaffen, um selbst bei studierten Maler*innen und Grafiker*innen einen naiven Malstil zu provozieren. Dieser Malbagger behandelt Abhängigkeiten, die zwischen der Arbeit selbst, den Betrachtenden sowie dem Künstler entstehen können.

HANNA SASS

Gestik und Struktur II 

2018, Holzreliefbild, 360cm x 280cm

Für ihr Holzreliefbild ließ sich die Künstlerin von ihren Druckstöcken inspirieren, die während des Druckprozesses ihrer großformatigen Holzschnitte entstehen. 

Genau wie bei diesen wurde das Material mit Hilfe der Flex, Handkreissäge, Axt und dem Stecheisen bearbeitet. Das Material brach, splitterte, riss weg; sodass unerwartete Strukturen, Formen und Linien entstanden. Ihre körperliche Bewegung erzeugt in den Arbeiten einen Rhythmus, der intuitiv gesetzt beginnt und in der Vollendung der Arbeit zeigt, wie Hanna Sass, die ihr innewohnende Leichtigkeit, bewusst setzen kann.

JULIA EICHLER

Im Vordergrund sind Arbeiten von Julia Eichler zu sehen; Foto: Gustav Franz
Foto: Gustav Franz

free jump

2020, Pappmachéwandabformungen, Edelstahl, 170 x 60 x 210 cm

KEIL I

2020, Pappmachéwandabformungen, 150 x 35 x 160 cm

KEIL II

2020, Pappmachéwandabformungen, 150 x 35 x 170 cm

Julia Eichlers Objekte und Objektbilder beinhalten „gefakte“ Baustoffe, die Wand- und Mauerstücke implizieren, aber deren Funktionalität konträr gegenüberstehen. Die „Fakebaustoffe“ entstehen durch ein Abformverfahren, bei dem die Oberflächen architektonischer Elemente in ihrer Haptik und Optik, durch Pappmaché als Trägermaterial, reproduziert werden. Das Pappmaché imitiert Beton, Backsteinmauern oder rostendes Metall und führt damit die Eigenschaften von Wänden und Mauern ad absurdum.

Einen besonderen Dank auch an unsere Sponsoren und Unterstützer:

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Händelsstadt Halle / Saale

Sachsen-Anhalt

StuRa Burg Halle

Und an die a&o Kunsthalle Leipzig

Redaktion und Gestaltung des Plakates: Hanna Sass, Franz Rentsch und Sylvie Viain