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Holobionten

Meine Arbeiten sind der Versuch einer Annäherung an das Fremde und das Eigene einer Körperlichkeit, denn mein Selbst ist ein von Fremdheit und Verschiedenheit des Anderen geschaffenes und durchzogenes Ich. Was ein Menschenkörper ist, das sei immer schon ein konditionierter, ein zugerichteter, ein beschriebener, besetzter, verbogener oder zurechtgebogener. Eingebunden in einen fortwährenden Werdensprozess, verändert er aufgrund der auf ihn einwirkenden Kräfte ständig seine Gestalt. Meine Arbeiten erfahren diese Zurichtung im wahrsten Sinne. Überwiegend aus der Arbeit mit und an meinem Körper entstanden, werden sie beherrscht von mehreren Kräften – etwas bläht sie auf, etwas anderes zieht sie zusammen, etwas hält sie in Form. Was sie alle miteinander verbindet, ist ihre Verletzlichkeit. Dies impliziert ihre Materialität, jegliche Fremdeinwirkung wird sie verändern. 

Mich interessiert die Kombination unterschiedlicher Materialien und der Eigensinn des Materials, die naturgemäße Ungleichzeitigkeit bestimmter Stoffe, bestimmter Prozesse der Formung und diese wieder in widernatürlicher Vereinigung zusammenzubringen. Sie treffen in Form von Ein- und Ausschluss aufeinander und die eine Form wird zur Bedingung für die andere. Hier entsteht für mich ein Bild für eine Intimität unter Fremden.
Das eine ist für mich aber nicht das selbe wie das andere, sondern es bedeutet, dass das eine am anderen teilhat und beide einander sowohl ähnlich als auch unähnlich sind.

Diese Ähnlichkeiten sind Bestandteil meiner Auseinandersetzung – das was uns verbindet und nicht trennt. Denn Ähnlichkeiten sind keine gute Vorraussetzung fur die Herrschaft des einen über den anderen.

Kontamination ist die treibende Kraft, die durch den Prozess des Einverleibens und Ausstoßens Fremdes zusammenbringt und Neues schafft. Das Fremde wird nicht nur toleriert, sondern zur Voraussetzung für das Eigene. 

Ich bin auf der Suche nach dem Rätselhaften, dem Geheimnisvollen im Lebendigen, gerade im Zustand der Entfremdung, der ich besonders in der Alltäglichkeit begegne. Das Fremdwerden hier ist ein selbstverursachtes, es akzeptiert das Fremde in mir als etwas grundsätzlich eigenes und stellt dieses zur Schau.